Rückblick

Von Null auf 320

Wie ein Schlüsselerlebnis das Leben von Detlef Erasmus veränderte…

Text von Stefan Weigand, geschrieben für Det´s Laufshop, mit Ergänzungen der letzten Jahre durch den Läufer

Bei Detlef Erasmus kam es so, wie bei manch anderen in der Laufszene. An seinem damaligen Wohnort 1986 in West-Berlin: Freunde luden den etwas übergewichtigen Raucher ein, gemeinsam eine Runde in der Hasenheide zu laufen. Detlef schaffte die 2,2 km Runde natürlich nicht, blieb weit zurück – wurde aber vom Ehrgeiz gepackt.

Schnell folgten erste Wettkämpfe: 1987 – 10 km, 1988  – 25 km, 1989 – erster Marathon in Berlin, kurz vor dem Mauerfall. Detlef und Cordula zogen zurück ins Weserbergland nach Bad Münder und nach einer Verletzung am Sprunggelenk, konnte er erst 1992 Marathon Nr. 2 und 3 erfolgreich finishen. Dann fing er an, Tennis zu spielen. Ohne große sportliche Erfolge, die Waage zeigte bald wieder über 90 kg.

1996 der Neuanfang: Detlef traf Jürgen Keller und beide machten den Lauftreff SC Bad Münder zum inzwischen größten Lauftreff im Weserbergland. Daher kamen viele Volksläufe und Marathons hinzu, eine Gruppenreise führte sie 1998 nach New York. Bereits 2001 schaffte Detlef seine Marathonbestzeit von 2:59:53 Stunden, die er 2002 mit 2:59:57 in der AK 45 nochmals bestätigen konnte.

Zum Ultraläufer wurde Detlef, als die Leistungsdiagnosen von Gerald Schneider (MSG – Hannover) bei ihm die idealen Voraussetzungen feststellten. So wurden die Strecken länger. Nach dem Rennsteig über bergige 72 km in 2005, folgte 2006 der erste 100 km-Lauf in Biel: in einer Zeit von 9:39 Stunden – als Ziel waren 12 Stunden angestrebt. Ein Jahr später ist er zum 100 km-Lauf in Winschoten (Niederlande) gereist. Marianne Dahl überredete ihn, sich zur gleichzeitig stattfindenden Senioren-WM anzumelden: „Ich danke ihr heute noch dafür, denn ich lief auf Platz 6 der M 50 in einer Zeit von 9:11 Stunden! Sicherlich der größte sportliche Erfolg“.

2007 wurde in Rotterdam schon sein 50. Marathon gefeiert. Drei Tage nach seinem 50. Geburtstag startete er dort mit einer Gruppe des Lauftreffs und lief dabei über die Erasmusbrücke! Die Marathons wurden mehr und viele tolle Ziele wie Paris, Barcelona, Dublin, Stockholm und Jungfrau Marathon waren dabei. 2013 schaffte er dann den 100 Marathon/Ultra im Rahmen des Söltjerlauf in Bad Münder, den er mit einem Team des LT SC Bad Münder 17 Jahren lang organisierte. „Beim großen Spendenlauf im Sünteltal ist jedermann willkommen. Jede Laufrunde zählt und hilft den von uns unterstützten Projekten“, sagte Detlef Erasmus, als er die Idee des Laufes umsetzte. Mittlerweile wurden dort mehr als 50.000 EUR für soziale Projekte in Bad Münder erlaufen und oft wurde das Teilnehmerlimit von jeweils 800 Startern erreicht.

Beim Söltjerlauf lernte er Jobst von Palombini kennen, Organisator kleiner Marathons. Nachdem Detlef oft bei seinen Marathons in Bückeburg gestartet ist, war es Jobst, der ihn 2014 überredete, eigene Marathons und Ultraläufe zu organisieren. Erst den 50 km Ultra von Bad Eilsen nach Bad Münder, später einen 57 km-Ultra von Steinhude nach Bad Münder.

Der Swiss Alpine im Juni 2014 war ein weiteres Highlight – im Alter von 57 ist Detlef Erasmus erstmals den K78 und zugleich seinen 125. Marathon/Ultra gelaufen. Bei ganz schlechten Bedingungen wie Dauerregen und nur 3 Grad an der Keschhütte auf 2625 m, schaffte er den Lauf in beeindruckenden 11:36 Stunden. „Ein Erlebnis, das sich eingebrannt hat“, sagte Detlef zurückblickend auf seine bisherige intensive Läuferbiografie.

Höhepunkt des Jahres 2015 war die Teilnahme am „Mauerweglauf – 100 Meilen Berlin“. Am 15. August starteten 340 Laufbegeisterte, um die 160 km entlang der früheren Berliner Mauer zu laufen, unter ihnen Detlef Erasmus, der sein Erlebnis ausführlich schilderte: „28 °C am Start und fast den ganzen Lauf Temperaturen bis 36 °C! Zieleinlauf unter 24 Stunden als 91ter Finisher – ein Traum ging in Erfüllung“. 13 Jahre hatte er von 1977 bis 1989 innerhalb der Mauer, sprich West-Berlin gewohnt.

Doch die langen Strecken lassen ihn seine Anfänge nicht vergessen und er motivierte auch andere zum Laufen. 14 Jahren lang trainierte er Laufanfänger für den LT SC Bad Münder und war noch bis 2023 als Laufcoach aktiv.

Viele weitere Marathon/Ultraläufe folgten, sodass er sich 2017 schon über Zieleinlauf Nr. 200 freuen konnte. Neben den vielen Sportevents in der Umgebung waren folgende Highlights dabei:

04/2016 – den 1. Ith-Hils-Ultratrail lief er als Organisator die Strecke über 81km mit 2100hm selber in 12:15 Stunden mit. Aktuell ist die neunte Austragung für 2025 ausgeschrieben.

06/2017 – unvergesslich! Midsummer Marathon in Tromsö/Norwegen. Start abends um 20:30 Uhr und bei Sonnenschein kurz nach Mitternacht der Zieleinlauf in 3:51 Stunden. Eine Reise zum Nordkap und eine 5-tägige Passage mit dem Postschiff der Hurtigruten nach Bergen schlossen sich an.

02/2018 Laufreise zum Marathon auf Malta – sein letzter Marathon unter 4 Stunden.

09/2018 Marathon auf der irischen Halbinsel Dingle, nach verletzungsbedingter Absage 2016 war jetzt alles perfekt. Der Lauf an der Atlantikküste erfüllte alle Erwartungen.

Beim Berlin-Marathon 2021 schließt sich ein Kreis: Vor 32 Jahren lief er dort seinen ersten Marathon und nach 15 Teilnahmen war es dort sein letzter Marathon in der Hauptstadt. Viel lieber lief er dann die kleinen schönen Landschaftsläufe wie den Helgolandmarathon, Solling- und Harzquerung sowie bei Michael Kiene, Jobst von Palombini und anderen privaten Veranstaltern.

2022 waren 300 Marathon/Ultras geschafft und erste Gedanken über das Beenden der langen Laufkarriere reiften in ihm. Im Juni 2023 folgte der letzte Stadtmarathon in Edinburgh, den Abschluss bildete 2024 der 320. und damit letzte Marathon/Ultra beim Panorama-Marathon in Bad Münder.

„Dank an alle, die mich an dem Tag begleitet haben“, freute er sich und plant nun mit lockeren Trainingsläufen abzutrainieren.

Die von ihm in Bad Münder organisierten Läufe mit Freunden, wie der RP-Marathon, Panorama-Marathon, 3-Türme-Ultra, möchte er noch einige Zeit weiter anbieten und dabei sicher die eine oder andere Runde mitlaufen.

Vielen Dank an Stefan!